AzubimarketingAuf dem Flügge Kongress für neues Azubimarketing am 5. September 2018 zeigt Ihnen Michael Hanschmidt aus dem Büro für Zukunft, wie Sie Auszubildenden eine Fehlerkultur ermöglichen können, ohne gleich das Unternehmen zu ruinieren. Ein Workshop mit Mitmachgarantie!

Herr Hanschmidt, was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an heutige Schulabgänger denken – was ist anders im Vergleich zu Ihrer Schulzeit?
Ach Gott, das ist ja lange her. Ich kann mich an Berufsorientierung oder so was natürlich nicht erinnern. Das lief alles familiär ab. Meine Mutter war Pressereferentin bei Bertelsmann, so dass man darüber natürlich einen weiteren Horizont bekam. In dem ländlichen Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, kann ich aber sagen, dass jeder eigentlich seine Chance hatte. Aus meiner Realschulklasse sind genau drei Leute weg gezogen. Einer davon sitzt hier gerade. Damit komme ich zurück zur Frage: Ich denke, viele sind „besser“ als ihr Ruf, sind aber mit den Optionen überfordert. In unseren Veranstaltungen sitzen doch viele Verunsicherte, die spüren, dass die Summe an Informationen ihnen nur bedingt weiterhilft. Für die Frage „Was bedeutet das alles für mich?“ brauche ich dann doch ein „Gegenüber“, der mir hilft, alles einzuordnen, Dinge zu verknüpfen und für mich zu bewerten. Sorge macht mir auch die unterschiedlichen Teilhabemöglichkeiten. Hier spreizt sich die Gesellschaft. Die eine Gruppe kann sich unter den vielen tollen Dingen einfach nicht entscheiden und die anderen haben Unruhe und „Frust“, weil sie die Möglichkeiten kennen, aber zunächst keinen Zugang haben. Das kann auf Dauer nicht so bleiben, denn auch für die Unternehmen ist das am Ende ein Nullsummenspiel, weil die einen flüchtig sind und sich nicht binden und die anderen sich gar nicht erst bewerben oder Ressentiments entwickeln. Historisch war es so, dass das Ende der Schulzeit so etwas wie ein gewisses Ende von Jugend war. Das können wir heute nicht mehr halten, denn Reife entwickelt sich gegenwärtig langsamer oder muss sogar neu definiert werden. Interessant ist es bei Schulabgängern heute vielleicht noch, dass wir als „Große“ den Schulabgängern mit dem besten Abschluss ein gesellschaftlich anerkanntes „Moratorium“ gönnen, während wir diejenigen mit schwierigen Startchancen früh ins Wasser werfen und hoffen, dass Sie nicht untergehen. Keine  Lösung habe ich bislang für die Formel: „Möchte viel Geld verdienen und viel Freizeit haben.“ Ich tröste mich immer damit, dass dies natürlich zunächst auf einem Bild beruht und dann durch Erfahrungen relativiert wird.

Bitte vervollständige folgenden Satz: Ein gutes Azubimarketing kommt in 2018 nicht vorbei an….
…guter Ausbildungsqualität! Die Realität muss dem Recruiting standhalten.

Schießen wir uns gedanklich in das Jahr 2030: Wie sieht Ihre Zukunftsvision bzw. Ihr Wunsch in Bezug auf die Kommunikation von Unternehmen mit jugendlichen Bewerbern aus?
Oh je, da bin ich ja gar nicht so der Fachmann sondern eher der Didaktiker. Ich denke aber, dass vom „Style“ her die Top Down Kommunikation am Ende sein sollte. Jeder in diesem Prozess ist Experte und zwar für seine Rolle und Lebenslage. Das sollten beide Seiten akzeptieren. Menschen mit verschränkten Armen hinter Messeständen gibt es dann nicht mehr. Im Sinne der oben genannten Argumentation sind dann auch die Themen anders: Nicht „welchen Abschluss hast du“, sondern „was kannst du und was interessiert dich wirklich“. Die jungen Menschen haben aber auch den Auftrag, den Zukunftsangeboten eine echte Aufgeschlossenheit zu geben und nicht Branchen vorab auszuschließen aufgrund ihres Images. Das ist übrigens eine Innovationsaufgabe an die Berufsorientierung. Am Ende interessieren wir uns dann mehr für Identitäten und Menschen und weniger für Zertifikate und so`n Zeug.

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