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Beruflich beschäftige ich mich jeden Tag mit der Generation Z. Mit ihrer Haltung, ihren Werten, Erwartungen und Vorstellungen. Und mit der Frage, wie Unternehmen und Hochschulen sich positionieren und präsentieren müssen, um von eben dieser Generation wahrgenommen zu werden. Ausbildern, die sich Jugendliche vom alten Schlag wünschen sagen wir: „Sie müssen in dem Wasser schwimmen, das Sie haben“ und „Wenn man weiß wie die ticken und dies berücksichtigt, sind das ganz tolle Azubis“. Und wir meinen auch, was wir sagen. Aber wissen Sie…manchmal, da wundere ich mich auch. Und zwar über die Eltern.

Erinnern Sie sich doch mal daran zurück, wie es war, von der Grundschule auf die Weiterführende zu wechseln… gab es da bedeutende Events rund um den Wechsel? Haben Sie eine Erinnerung?

Ok, heute geht das mitunter so: dreistufiges Megaevent für Kinder und Eltern in einem Ausmaß, das emotional unbeteiligte Vertreter der Generation X mindestens an den eigenen Abiball, eher aber an die eigene Hochzeit erinnert.

Eltern-Kind-Zelten in der Schule, dann anderntags Abschiedsparty mit Disco in hipper Location, mit professionell anmutender Deko, Dia-Show, Grillabend und Motto-T-Shirts.  Wiederum anderntags die feierliche Verabschiedung in der Schul-Aula mit Gesang und Fotobüchern, zu deren Erstellung im Vorfeld ein Fotoshooting stattgefunden hat… Alle weinen. Die Kinder, die Mütter, die Lehrerin und die kleine Schwester, weil es nicht ihre Verabschiedung ist. Geschenke dürfen auch nicht fehlen. Und ich stehe daneben und frage mich die ganze Zeit, wie man den Pomp im unwahrscheinlichen Fall bedeutenderer Anlässe noch toppen will?

Anderes Beispiel: Neulich wollte mein Cousin, seines Zeichens Lehrer, mit seiner Klasse Sechstklässler einen Kurztrip mit zwei Übernachtungen machen. Ohne Smartphones. Der Protest war groß. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, die Kinder waren damit einverstanden. Die Eltern waren diejenigen die sich verbaten, dass ihre Kinder so nicht jederzeit für sie erreichbar seien. Unnötig zu sagen, dass es nicht nach Sulawesi gehen sollte. Mein Cousin gab nicht nach, die Fahrt fiel aus.

Als ich noch Kind war waren die meisten von uns, wenn auch ohne Frage geliebt, nicht in diesem Maße der Lebensmittelpunkt unserer Eltern. Heute machen die Eltern die Feste, Erfolge und Niederlagen ihrer Kinder zu ihrer Sache.

Und letztlich sind die Jugendlichen mit allem was sie mitbringen einfach nur die Kinder ihrer Eltern. Sie sind es häufig gewohnt, völlig im Fokus zu stehen und sofort Feedback und sehr viel Lob zu bekommen. Das macht sie zum einen anspruchsvoll was Aufmerksamkeit und Verbindlichkeit angeht, zum anderen aber auch zu Menschen, die sich eine gewisse Großzügigkeit und Anteilnahme für andere leisten können. Die sich für soziale Themen, Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit interessieren.

Sie sind es gewohnt, nicht alleine zu entscheiden und tun sich schwer damit, weil auch das geübt sein will. Sie haben Angst zu versagen, weil ihnen so viel, was hätte schief gehen können, frühzeitig abgenommen wurde. Am Ende aber eben auch die  Erfahrung  dazu in der Lage zu sein, Strategien zu entwickeln, um auch mit Rückschlägen umgehen zu können.

Wenn man genau hinschaut wie diese Jugendlichen aufgewachsen sind, ist es meist recht einfach zu erklären, warum sie so sind wie sie sind. Mit allen Stärken und Schwächen.

Der australische Sozialforscher Mark McCrindle sagt, der Sprung von der GenZ zu der nachfolgenden Generation Alpha wird der bedeutendste der Geschichte werden. Da bin ich mal gespannt, und eins ist klar: die GenZ wird sich dann auch über ihre Kinder wundern. Aber, ich bin mir sicher, auch die Alphas sind dann einfach nur die Kinder ihrer Eltern.

Sie möchten mehr zur Azubigeneration Z wissen? Dann lauschen Sie doch auf dem FLÜGGE Kongress Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Senior Professor an der Hertie School of Governance,  mitverantwortlich für die Shellstudie und ausgewiesener GenZ-Kenner! www.fluegge-kongress.de 12. + 13. September, Köln

Illustration von freepik.com

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