Die Studien „Junge Deutsche“ (Simon Schnetzer) und „Jugend und Natur“ (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit) sind sich einig: Klima- und Naturschutz und der nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt sind wichtige Themen für die Generation Z. Die Antworten der Jugendlichen zu Fragen bezüglich des Umweltschutzes und der Corona Krise verraten uns viel über ihren Bildungsgrad, ihre Werte und die Herausforderungen, vor denen sie und unser Bildungssystem stehen.

Im Frühsommer 2020 befragte das Bundesministerium 1.003 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren. Dabei ging es um die Frage, welche Bedeutung die Natur für die jungen Menschen heute hat. In der Annahme, dass die Corona-Pandemie einen Impact auf die Antworten haben könnte, wurden daher im November weitere Befragungen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren durchgeführt.

Wie stehen Jugendliche zum Naturschutz?

66 Prozent der Jugendlichen sind sich sicher, dass die Natur zu einem guten Leben dazugehört. Dabei zeigten sich die Mädchen naturverbundener als die Jungs. 74 Prozent der Damen waren sich diesbezüglich sicher, aber nur 54 Prozent der Herren.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass 65 Prozent der Befragten es als Pflicht der Menschen ansehen, die Natur zu schützen. Nur 19 Prozent stufen wirtschaftliche Entwicklungen wichtiger als den Naturschutz ein.

Während der Coronazeit haben sich viele häufiger als zuvor draußen aufgehalten und 46 Prozent geben an, dass es sie sogar glücklich mache in der Natur zu sein.

Der Begeisterung für Umwelt und Natur entsprechend wächst die Empörung über die Umweltzerstörung unter den jungen Leuten. Sie würden sich wünschen, dass vor allen Dingen seitens der Politik Maßnahmen ergriffen würden, um die Natur und das Klima besser zu schützen.

Interessant ist, dass die Jugendlichen die eigenen Möglichkeiten in Sachen Naturschutz als relativ gering erachten. 59 Prozent glauben zwar, dass wir als Menschheit im Kollektiv etwas für den Umweltschutz erreichen können, aber nur 22 Prozent glauben, dass sie persönlich etwas bewirken können. 26 Prozent glauben, dass ihre Generation alleine politisch nicht genügend Einfluss hätte, um die Naturzerstörung zu stoppen. Trotzdem war jeder Dritte schon einmal auf einer Demonstration gegen Umweltzerstörung wie den „Fridays for Future“-Kundgebungen.

Um die Natur zu schützen, wären immerhin 49 Prozent bereit keine Einwegprodukte zu verwenden. 30 Prozent würden zugunsten der Umwelt auf ihren Fleischkonsum verzichten und immerhin 17 Prozent würden Lebensmittel und Kleidung bevorzugen, die fair und biologisch hergestellt bzw. gehandelt werden.

Bildung macht den Unterschied

Die Studie berücksichtigt die so genannten Sinus-Milieus und damit auch den Bildungsgrad der Befragten. So lässt sich eindeutig erkennen, dass Jugendliche mit niedrigem Bildungsgrad zu weniger Einschränkungen bereit wären und den Umweltschutz nicht ganz so hoch bewerten wie Altersgenossen mit höherer Bildung. Beispielsweise waren nur halb so viele Jugendlichen mit niedriger Bildung dazu bereit auf Einwegprodukte oder Fleisch zu verzichten als die mit höhere Bildung. 66 Prozent der Jugendlichen halten die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien für sehr wichtig. Nur 2 Prozent glauben die Energiewende sei falsch – diejenigen aber stammten fast ausschließlich aus bildungsfernen Milieus.

Diese Unterschiede zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Jugendlichen haben Einfluss auf den Optimismus und das Gefühl der Selbstwirksamkeit der jungen Leute.

Das bestätigt auch Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Hurrelmann, der an der Studie „Junge Deutsche“ beteiligt war. Krisen richten sich seiner Meinung nach immer wie ein Brennglas auf die Umstände und verschärfen die ohnehin existierenden Probleme. So habe die Corona-Krise deutlich gemacht, dass diejenigen mit guter Bildung häufig weniger Probleme haben sich solidarisch zu zeigen und Selbstdisziplin aufzubringen, und die so auch in Krisenzeiten gut zurechtkommen. Einem Drittel der Jugendlichen aber gelingt dies nicht. Bei ihnen ist eine existenzielle Angst entstanden, die gepaart mit sozialer Isolation zu totaler Demotivation führte und das Selbstwertgefühl zusätzlich herabsetzte. Diese Jugendlichen mit häufig niedrigem Bildungsgrad sind die totalen Verlierer dieser pandemischen Krise. Sie haben das Gefühl der Selbstwirksamkeit verloren und blicken wenig optimistisch in die Zukunft. Sie haben das Gefühl: „Alles wird schlimmer und ich kann eh nichts daran ändern.“ Auch nicht an der Umweltzerstörung oder dem Klimawandel. Sie haben selbst nicht die Kraft und auch nicht die Unterstützung, sich in schwierigen Zeiten zu behaupten und für sich oder gar die Umwelt wirksam zu werden.

Generation Reset

Die Erfahrungen, die die jungen Menschen derzeit machen – die  Pandemie, die Klimakrise – führen dazu, dass man nicht wie gewohnt oder geplant weitermachen kann. Man muss flexibel sein, Pläne verwerfen und neue Wege gehen. Zurück auf Los. Reset. Deshalb nennt der Herausgeber der Studie „Junge Deutsche“ diese Generation auch „Generation Reset“. Diese Jugendlichen sind in einer Übergangs- und Findungsphase zwischen Schule und Beruf, Kind sein und Selbstständigkeit. Sie sind anders als die Generation Y, die bereits gesettled ist, am stärksten von dieser Krise und den Veränderungen betroffen.

Und während nichts mehr sicher scheint und maximale Flexibilität und Solidarität gefragt ist, zieht man sich auf das, was noch Sicherheit gibt, zurück: Familie, Freunde, Heimat, Zugehörigkeit.

All das bedeutet, dass sich die Situation für Schule und Arbeitsmarkt noch einmal verschärft. Die Kluft zwischen gut ausgebildeten, stabilen jungen Persönlichkeiten und den 25 bis 30 Prozent mit schlechten Noten oder gar den 7 Prozent ohne Schulabschluss, wird immer tiefer. Klaus Hurrelmann fordert  daher gezielte Bildungs-Angebote, um sie dem wachsenden Fatalismus entgegenzusetzen. Er möchte diese Jugendlichen wieder handlungsfähig machen und ihnen bewusst machen, dass sie ihre Zukunft selbst in der Hand haben.

Nur gut ausgebildete, informierte Jugendliche, die das Gefühl haben selbst etwas ausrichten zu können, sind auch dazu in der Lage, Umweltzerstörung als ein relevantes Problem zu begreifen, zu dessen Lösung sie selbst aktiv beitragen können.

Unternehmen, die passende Auszubildende suchen, können diese Erkenntnisse für sich nutzen. Zum einen bedeutet es, dass bestimmte Unternehmenswerte derzeit ganz besonders attraktiv für junge Bewerber sind: Eine gute Arbeitsatmosphäre, familiärer Umgang, Arbeitsplatzsicherheit, Umweltbewusstsein, enge Betreuung – all das sind Faktoren, die derzeit viele Punkte auf der Pro-Liste mit sich bringen und Entscheidungen herbeiführen können. Auf der anderen Seite müssen sich Unternehmen auf noch mehr Betreuung, intensive Unterstützung und Begleitung einstellen, wenn sie sich solcher Jugendlichen annehmen. All dies brauchen sie nämlich, um wieder auf die Füße zu kommen. Dafür können sie dann aber auch wertvolle und sehr dankbare sowie loyale Mitarbeiter werden.

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, junge Menschen mitzunehmen und zu befähigen, sich für sich, die Gesellschaft und die Umwelt einzusetzen. Aber sie haben großes Potenzial, viel Kraft und Innovation in die Unternehmen von morgen zu tragen!

Quellen:
https://jungedeutsche.de/
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/jugend-naturbewusstsein_2020.pdf

Autorin: Judith Strücker

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